Nachträgliche Wärmedämmung von Außenwänden

Alte Häuser haben meist gemauerte Ziegelwände mit einer Wanddicke zwischen 24 cm und 36 cm.
Der U-Wert liegt bei ca. 1,5 W/m²K. Durch zusätzliche Wärmedämmung kann der U-Wert alter Wände leicht auf 0,3 W/m²K verringert werden. Die Änderung des U-Wertes mal 7 ergibt größenordnungsmäßig die Einsparung in Liter Heizöl pro Jahr und Quadratmeter Wandfläche. Für ein Einfamilienhaus können sich durch die Dämmung Einsparungen von 1.000 Liter Heizöl bzw. m³ Erdgas ergeben. Damit vermindert sich der Energiebedarf um ein Drittel.

Für eine Dämmung der Außenwand gibt es folgende Möglichkeiten
Außen Wärmeverbundsystem oder Vorgehängte Fassade, die Kerndämmung von zweischaligem Mauerwerk und Innendämmung. Besondere Aufmerksamkeit verdienen in jedem Fall die Anschlussbereiche Wand zu Dach, Fensteranschluss, Durchdringung von Rohren usw.

 

Der richtige Zeitpunkt

Eine Außenwanddämmung lässt sich optimal in Verbindung mit ohnehin anstehenden Fassadenarbeiten aufbringen wie Neuanstrich, Putzerneuerung, Betonsanierung oder Rissessanierung. Bei diesen Arbeiten entstehen ohnehin Kosten für Abschlagen des alten Putzes, neuer Verputz, Gerüst und dergleichen, was nicht der Wärmedämmung angelastet werden kann.


Temperaturverlauf und Tauwasser

Die Außenwände eines Gebäudes sind gewöhnlich aus verschiedenen Schichten mit verschiedenen Dämmwerten und Diffusionswiderständen aufgebaut. Der Aufbau muss verhindern, dass Wasserdampf in der Wand kondensiert und die Feuchtigkeit dort Schäden anrichtet. Aufschlussreich ist deshalb der Temperaturverlauf und der Verlauf der Taupunkte innerhalb der Wand für einen Winter- und einen Sommertag. Man kann aus dieser Darstellung sehen, wo die tatsächliche Temperatur unter den Taupunkt sinkt und Wasserdampf kondensiert, die sog. Tauwasserbildung. Die Menge des sich möglicherweise bildenden Tauwassers hängt von der Dampfdurchlässigkeit ab, dem sog. Diffusionswiderstand. Der Diffusionswiderstand muss innen in einer Wand höher als außen sein, damit der Wasserdampf gar nicht erst in die Wand eintreten kann. Wenn er eingedrungen ist, muss er nach außen durch geringere Diffusionswiderstände wieder verdunsten können.
 

Wie sieht der Temperaturverlauf bei verschiedenen Wandkonstruktionen aus?

Das Bild zeigt zunächst den Aufbau einer einschaligen Außenwand und den Temperaturverlauf mit Taupunkt innerhalb der Wand. Im nächsten Bild ist eine Wand mit Außendämmung (Thermohaut, Wärmedämmverbundsystem) dargestellt. Man erkennt, dass die Dämmung wie ein Wintermantel die Wand warm hält. Taupunkt und Gefrierpunkt liegen weit außen in der Dämmschicht. Geringe Tauwasserbildung ist möglich, jedoch unproblematisch. In Norddeutschland verbreitet sind zweischalige Wände, die aus zwei Mauerschichten hintereinander bestehen. Zwischen diesen Wänden befindet sich der Dämmstoff. Die Temperatur fällt innerhalb der Dämmschicht unter die Taupunktkurve, dort bildet sich Kondenswasser. Kein Problem, wenn der Diffusionswiderstand der Außenwand gering im Vergleich zur Innenwand ist. Bei der hinterlüfteten Fassade bzw. einer zweischaligen Wand steht die Luft hinter der äußeren Schale mit der Außenluft in Verbindung. Die Wand endet thermisch an der Dämmschicht. Ein Sonderfall ist die Innenwanddämmung. Um Tauwasserbildung zu vermeiden, sind hinsichtlich Dampfbremse und Wärmebrücken einige weiter unten behandelte Vorsichtsmaßnahmen zu beachten.
 

Monolithische Wand

Wand mit Außendämmung

Wand mit Kerndämmung

 

Dichtheit

Oft wird gegen eine Außenwanddämmung argumentiert, eine "atmende" Wand sei für die Wohnhygiene wichtig. Außenwände sind jedoch nicht luftdurchlässig. Lediglich die Diffusion von Wasserdampf durch die Wand spielt eine Rolle. Bei winterlichen Temperaturen werden dadurch jedoch nur ein bis zwei Prozent der Feuchtigkeitsmengen abtransportiert, der Rest wird durch die Lüftung abgeführt. Wird ein übliches Einfamilienhaus mit 12 cm Polystyrol gedämmt, dann verringert sich die durch die Wände diffudierende Wassermenge um 100 Liter je Heizperiode. Im gleichen Zeitraum verdunsten in dem Gebäude durch Kochen, Duschen usw. etwa 1.500 bis 2.000 Liter Wasser. Zudem ist der Diffusionswiderstand der Wärmedämmung viel geringer als der einer Massivwand: Wasserdampf wandert durch jede Wärmedämmung problemlos hindurch (Ausnahme: das seltene Schaumglas).
 

Wand in Leichtbauweise

Wand mit Innendämmung

 

Wohnbehaglichkeit

Die Dämmung erhöht die Temperatur der Außenwände um drei bis vier Grad Celsius. Dadurch erhöht sich die Wohnbehaglichkeit. Ein Behaglichkeitsgefühl entsteht durch die Wärmedämmung schon bei Lufttemperaturen von 18 bis 19 Grad Celsius. Der Heizenergieverbrauch sinkt dadurch stärker, als allein aufgrund der besseren Dämmung zu erwarten wäre. Die höhere Wandtemperatur verringert auch die Gefahr von Tauwasserniederschlag aus der Raumluft an kühlen Bauteilen erheblich. Warme Wände "schwitzen" nicht. Die Bildung von Schimmelpilz wird vermieden.

 

Speicherung

Durch die Außendämmung wird die gesamte Masse der Wand dem warmen Innenraum zugeordnet. Dämmung kann die Heizenergieverluste aller Außenwände um 75% und mehr reduzieren. Sonnenstrahlen reduzieren die Wärmeverluste der Südwand nur um vier bis fünf Prozent. Die Sonnenstrahlung auf die Südseite lässt sich weitaus effektiver durch Südfenster nutzen.
 

Energie- und Emissionsbilanz
Bereits im ersten Jahr spart die Dämmung mehr Emissionen ein als durch ihre Herstellung verursacht wurden. Denn Dämmstoffe weisen einen vergleichsweise geringen Energiegehalt auf. Über eine Lebensdauer von 25 Jahren erspart z.B. eine Thermohaut aus Polystyrol 20 bis 30-mal mehr Energie als für ihre Herstellung aufgewendet wurde.

 

Wärmedämmverbundsystem, auch Thermohaut genannt

Auf den Putz der Außenwand werden Mineralfaser- oder Hartschaumplatten geklebt und zusätzlich durch Dübel gesichert. Auf diese Platten wird eine Spachtelmasse aufgebracht, in die ein Gewebe eingebetet wird. Darauf kommt der Außenputz. Alternativ können auch Kork- oder Holzweichfaserplatten gewählt werden. Die Dämmschichtstärke bewährter Systeme beträgt zehn bis zwölf Zentimeter. Eine Thermohaut kostet insgesamt mit Nebenarbeiten je nach Situation vor Ort 75 bis 100 €/m². Dämmschicht, Gewebe und Putz müssen aufeinander abgestimmt sein, sonst gibt es Risse im Außenputz. Der U-Wert der Wand lässt sich so durch eine Thermohaut auf 0,3 W/m²K senken. Hatte die Wand vorher einen k-Wert von 1,3, so werden sieben Liter Heizöl je Quadratmeter und Jahr gespart. Neben ökologischen und Kostengesichtspunkten ist auch die Dämmwirkung des verwendeten Materials wichtig. Statt dem U-Wert wird hier die Wärmeleitfähigkeit angegeben. Dämmstoffe haben meist Wärmeleitgruppe 040, 035 oder 030. Ein Dämmstoff der Wärmeleitgruppe 035 dämmt bei gleicher Materialdicke um etwa 10 bis 15% besser als der mit 040 und umgekehrt bei Gruppe 045.

 

Die optimale Dämmstoffstärke

Bisher war eine Dämmstoffstärke von 8 bis 10 cm üblich. Jeder zusätzliche Zentimeter Dämmung kostet rund 1,25 € je Quadratmeter Fläche mehr. Angesichts der Gesamtkosten von 75 bis 100 € sind Aufpreise von 2,50 € je Quadratmeter je zwei Zentimeter Dickenerhöhung keine nennenswerte Mehrinvestition. Die Investitionskosten nehmen gleichmäßig mit der Dämmstoffstärke zu. Die zusätzlichen Einsparungen nehmen mit zunehmender Dämmstoffstärke ab. Die Differenz zwischen Einsparung und Kosten nimmt mit zunehmender Dämmstoffstärke zunächst zu und dann wieder ab.

Die Einsparungen hängen stark davon ab, ob man eine Lebensdauer von zwanzig oder gar fünfzig Jahren zugrunde legt. Auch die angenommene Energiepreisentwicklung spielt eine ausschlaggebende Rolle: Rechnet man mit starken Energiepreissteigerungen und einer Lebensdauer von 50 Jahren, dann wäre eine maximale Dämmstoffstärke zu empfehlen, die ein Passivhaus entstehen lässt. Dafür braucht man Dämmstoffstärken von 30 cm, die den U-Wert der Wand auf 0,1 absenken. Heute sind für eine Modernisierung Dämmstoffstärken von mind. 12 cm zu empfehlen.
 

Wärmebrücken

Durch die äußere Wärmedämmung werden Wärmebrücken in der Außenwand deutlich verringert, z.B. von in der Außenwand aufliegenden Betondecken, Betonstürzen über Fenstern oder Außenwanddecken. Entscheidend ist dabei immer die Ausführungsqualität des Betriebs. Die fachgerechte Behandlung von Fugen und Anschlüssen sollte in Ausschreibung und Angebot fixiert werden.

Wärmedämmung zur Vermeidung von Wärmebrücken bei der Kellerdecke und bei Fenstern mit Hilfe eines Dämmkeils

 

In Hochgedämmten Gebäuden kann ein großer Anteil der verbleibenden Transmissionswärmeverluste durch Wärmebrücken bedingt sein. Auf den Anschluss der Wärmedämmung bei Fenstern, Türen, Dach usw. muss besondere Sorgfalt verwendet werden. Hierfür haben alle Hersteller ausführliche Verarbeitungsvorschriften mit Detaildarstellungen. Fordern Sie diese an und bestehen Sie auf der vertraglichen Absicherung zur Einhaltung der Ausführungsdetails.


Wärmegedämmte hinterlüftete Fassade

Auf der Fassade wird eine Unterkonstruktion möglichst wärmebrückenarm angebracht. In die Zwischenräume dieser Konstruktion werden Fassadendämmplatten eingebracht. Zwischen Dämmung und der auf der Tragkonstruktion befestigten Vorhangfassade verbleibt ein hinterlüfteter Zwischenraum.
Die Konstruktion ist bauphysikalisch unbedenklich und wird deshalb sogar für Hochhäuser bevorzugt eingesetzt. Als Materialien werden meist Mineralfaser-Fassadendämmplatten oder pflanzliche Faserdämmstoffe eingesetzt. Wichtig sind ausreichende Belüftungsöffnungen für den Zwischenraum mit Insektenschutz. Schwachstellen sind Fenster- und Türlaibungen. Die Dämmschicht muss unbedingt völlig winddicht sein, damit sie nicht von Kaltluft hinterströmt werden kann, die dann möglicherweise durch Stoßfugen und Steckdosen ins Innere gelangt.

Die Kosten für eine Vorhangfassade liegen zwischen 100 und 300 € je Quadratmeter und damit deutlich höher als für das Wärmedämmverbundsystem. Die Dämmung selbst macht nur 15 bis 20 % der Kosten aus, der Hauptteil der Kosten entfällt auf Fassadenbekleidung und Unterkonstruktion.
 

Kerndämmung

Bei der in Norddeutschland verbreiteten zweischaligen Bauweise liegt zwischen Innen- und Außenwand oft keine Wärmedämmung sondern ein Luftspalt von sechs bis sieben cm Weite. Dieser leere Raum lässt sich mit einem Dämmstoff ausfüllen. Dazu wird das äußere Mauerwerk angebohrt und der Dämmstoff mit Spezialgeräten eingebracht. Danach werden die Bohrlöcher wieder verschlossen. Die Kerndämmung ist mit ca. 20 € je Quadratmeter sehr kostengünstig. Die Wände müssen nicht verändert werden und aufwendige Zusatzarbeiten entfallen. Negative Auswirkungen auf das Feuchteverhalten sind bisher nicht nachgewiesen worden.

Innendämmung von Außenwänden

Wenn eine Wärmedämmung von außen nicht möglich ist, kommt eine Wärmedämmung von Innen in Frage, z.B. bei denkmalgeschützten Gebäuden. Damit Bauschäden vermieden werden, muss die Innendämmung sorgfältig und wärmebrückenfrei ausgeführt werden. Am Übergang zu Betondecken sollte hierzu ein sog. Dämmkeil zum Einsatz kommen. Vorteilhaft ist, dass die Dämmung kosten-günstiger als eine Außendämmung ist und auch nach und nach einzeln für die Innenräume verwirklicht werden kann. Dennoch bleibt - falls möglich - die Außendämmung der Innendämmung vorzuziehen. Verwendet werden z.B. Verbundplatten aus Dämmstoff (Hartschaum oder Mineralwolle) mit integrierter Dampfbremse, Dämmstoffe zwischen Holzlattenkonstruktion auf altem Innenputz, neuerdings auch saugende Holzfaser- und Kalziumsilikatplatten. Für die Dampfbremse werden u. a. Baupappen oder Folien aus Polyäthylen oder Aluminium verwendet. Geeignet sind auch dampfdichte Formglasplatten. Die empfohlene Dämmstoffstärke liegt bei sechs bis acht Zentimeter. Die Kosten für die Innendämmung betragen etwa 22,50 € je Quadratmeter einschließlich Montagekosten durch eine Fachfirma.

 

Zum guten Schluss

Natürlich kann man auch durch eine zusätzliche Verklickerung der Fassade deren Dämmung verbessern. Dies ist jedoch vergleichsweise sehr teuer. Eine weitere Alternative ist die transparente Wärmedämmung: sie macht aus den Außenwänden Sonnenkollektoren. Die Kosten für diese Dämmung liegen derzeit noch zwischen 150 und 750 € je Quadratmeter (vgl. ED 3/1999 u. www.fvtwd.de). Der Energiegewinn liegt dafür zwischen 50 und 150 kWh je Quadratmeter und Jahr. Es handelt sich also in den meisten Fällen nicht um eine Alternative zur konventionellen Wärmedämmung.

 

Zusammenfassend ist zu sagen:

Die Wärmedämmung sollte wie die Anlagentechnik (Heizungsanlage, Solarenergienutzung) zum Volkssport werden. Sie ist nur ein Schritt zum energieautarken Haus, aber mit Abstand der wichtigste Schritt.